Die Fans von Goethe, warum Du Kinder ärgern solltest und was das alles mit Deiner Komfortzone zu tun hat
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Die Jungs sind o.k. aber ihre Fans nerven! |
„ Man verliert nicht immer, wenn man entbehrt.“ - Goethe
Ich wohne in Weimar, besser bekannt als die Stadt von Goethe und Schiller. Meine Beziehung zu Goethe ist etwas speziell. Genervt trifft es ganz gut.
Ihn trifft keine Schuld. Es sind seine „Fans“.
An einem Wochenende durch Weimars Innenstadt zu laufen, ist wie auf einer überfüllten schwarzen Piste Ski zu fahren. Überall menschliche Hindernisse die nichts besseres zu tun haben als die Wege zu verstopfen.
Das ich heute hier sitzen darf, ist reiner Zufall. Es ist krass wie die Fans ohne irgendeinen ersichtlichen Grund die Richtung wechseln oder einfach stehen bleiben. So sind schon einige Lebensfilme an meinem Auge vorbei gezogen, wenn ich plötzlich durch Leute durch laufen wollte und mir die Physik einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
Egal, was ich sagen wollte ist, dass Goethe Schwein hat überhaupt auf meinem Blog zitieren zu dürfen. Jedoch trifft er mit dem oben genannten Satz voll ins Schwarze.
Hier sind ein paar Beispiele:
Hier bei Kettlebell Fitness Athletics machen wir ab und an einen 21-Tage-Ernährungsplan. Er ist ziemlich cool. Viel Gemüse, leckere Eiweißquellen wie Eier, Fleisch und Fisch und Portionsgrößen die Dich auf jeden Fall satt werden lassen.
Und doch ist der Plan extrem gefürchtet. Warum? Entbehrungen. Hier eine kleine Liste was es nicht gibt. Einfachzucker, Alkohol, Weizenprodukte und Fast Food.
„Soll ich wirklich schon früh Eier und Gemüse essen?“ oder „Kein Alkohol? Nicht mal ein Glas Wein und was soll ich bitte schön zum Abendbrot essen?“ Es ist so schön zu sehen wie es im Kopf anfängt zu rattern.
Beim Training ist es das Gleiche. Noch ein Beispiel vom 21-Tage-Ernährungsplan. Die Teilnahme setzt voraus, das Du zweimal die Woche trainierst. Das liegt daran, dass Du in der Zeit unterkalorisch oder ziemlich nah an Deinem Grundbedarf bist und das Training verhindert das Dein Körper zur Energiegewinnung Deine Muskulatur anzapft.
Auf die Info kommen zwei Reaktionen. Entweder, Was?!? Zweimal die Woche Training?!? oder Was?!? Zweimal die Woche Training?!?
Erkennst Du Unterschied? Genau. Den einen ist es zu viel Training und den anderen zu wenig. Auch hier wieder Entbehrungen. Die einen haben weniger Zeit um auf der Couch herum zu lümmeln und GZSZ zu schauen (reine Spekulation natürlich). Den Anderen fehlt es an zusätzlichen Trainingstagen. Für die einen kann ich die Situation entspannen mit der Info, „mindestens"zweimal die Woche Training“.
Es gibt Leute die leiden, wenn sie nicht trainieren können. Glaub es ruhig. Besuch mich mal, wenn ich eine Erkältung habe. Es ist die Hölle. Und von meiner Sorte gibt es viele da draußen.
In beiden Fällen, bei der Ernährung und beim Training, greift der Satz von Goethe. Du wirst auf jeden Fall profitieren, wenn Du auf Einfachzucker und so weiter verzichtest und weniger Zeit auf der Couch vorm Fernseher verbringst.
Und doch leiden die meisten wie verrückt. Daher auch nur 21 Tage. Ich bin ja kein Unmensch. Und ich habe gute Nachrichten.
Es gibt eine Möglichkeiten den Schmerz der Entbehrung zu lindern.
Probiere das mal aus, geh zu einem Kind und klaue ihm das Spielzeug mit dem es gerade spielt. Ich garantiere Dir es wird relativ schnell losheulen. Sobald es los geht, gibst Du ihm etwas anderes zu spielen. Etwas Neues und was es noch nicht kennt. Meistens tun es schon Autoschlüssel. Die klappern so schön und glitzern.
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Vergiss es... Er weiß was Du vor hast!
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Das Kind hört mit ziemlicher Sicherheit wieder auf zu weinen und vergisst den Schmerz des Verlustes.
Obacht, dieses Experiment funktioniert nur bei Kindern und nicht bei Erwachsenen. Kinder sind einfach nicht nachtragend und auch wenn es schiefgeht, bist Du immer noch der Stärkere.
Ach ja, sollte es nicht Dein eigenes Kind sein, schau auf jeden Fall vorher ob Du es mit Vater oder Mutter aufnehmen kannst.
Du ahnst es schon oder? Genau. Wir sind immer noch Kinder und wollen am liebsten los heulen, wenn uns jemand etwas wegnimmt. Machen wir übrigens auch. Doch statt Tränen fließen Ausreden während wir im Selbstmitleid zerfließen.
Und das alles liegt einzig und allein an unserer Komfortzone! Und diese wiederum wird durch unsere Gewohnheiten definiert.
Aristoteles sagte, „Wir sind das, was wir wiederholt tun, Vorzüglichkeit ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit“.
Wenn Du etwas viel tust, wirst Du gut darin und fühlst Dich wohl. Diese Sache liegt dann in Deiner Komfortzone. Meistens läuft das unterbewusst ab. Wir gewöhnen uns schnell an Dinge die uns leicht fallen. Bei Mäkkie essen zu gehen ist einfach, selber kochen nicht. Deswegen lassen es die meisten und ziehen sich weiter Fast Food rein. Wir sind übrigens alle gut im Sitzen. Daher fällt uns sitzen leicht. Eine Runde zu laufen sind wir nicht gewohnt, deshalb fällt es uns schwer und daher lassen wir das in der Regel.
Und jetzt stell Dir vor da kommt einer und will das Du Dein Essen selber kochst und dann auch noch mindestens zweimal die Woche trainierst. Alter, der hat doch einen Vogel.
Im Prinzip fällt alles aus unserer Komfortzone was wir noch nie oder über längere Zeit nicht gemacht haben. Unser Umfeld hilft uns dabei. Es war nie einfacher und bequemer. Leider ist unser Körper nicht auf einfach und bequem ausgelegt. Er musste über 400000 Jahre täglich um sein Leben fürchten, dabei sehr flexibel bleiben und tut sich etwas schwer dabei sich an die letzten 50 Jahre des Wohlstandes und der Sicherheit anzupassen.
Er bekommt es nicht auf die Reihe. Die Folge? Zivilisationskrankheiten wohin Du schaust.
Alleine aus gesundheitlichen Gründen macht es Sinn, wieder öfter die Komfortzone zu verlassen. Und das Beste, Du kannst es trainieren. Stell Dir vor Du hast einen „Komfortzoneverlass- Muskel“ und der wird stärker mit regelmäßigen Training.
Du kannst auch erkennen wessen Muskel hier besser trainiert ist. Der eine heult bei spontanen Verzicht und ein anderer freut sich über die Veränderung. Hier ist ein schöner Glaubenssatz für Dich. Veränderung ist immer gut!
Also, komm öfter aus Deiner Komfortzone und hier ist auch der Tipp zur Schmerzlinderung. Die Geschichte vom Spielzeug und dem Kind hilft Dir dabei. Wenn sich eine Situation verändert, leg den Fokus auf das neue Spielzeug. Es gibt immer ein neues Spielzeug, wenn sich etwas verändert. Du darfst es halt erst einmal suchen statt gleich los zu heulen.
Die letzten 10 Jahre meines Lebens sind der Beweis dafür. Vom Bau- zum Lagerarbeiter hin zum Blogger und selbstständigen Fitnesstrainer mit eigenem Gym. Ich hatte den Fokus dabei immer auf dem neuen Spielzeug und so kam eins zum anderen. Klar habe ich ab und zu auch geheult aber verrate es keinem.
Hier sind ein paar Tipps für Dich was Du machen kannst, um aus Deiner Komfortzone zu kommen und das mögliche neue Spielzeug gleich dazu, um Dich vom Verlust abzulenken.
- Ärgere Kinder von gut aussehenden Müttern. – Spielzeug: Vielleicht bist Du Single und die Mutter alleinerziehend (geh aber auf Nummer sicher und hab immer ein neues Spielzeug fürs Kind dabei)
- Schau einen Monat kein Fernsehen. (DVD ist erlaubt jedoch hier nur Komödien und Trickfilme) – Spielzeug: Dein neues positiveres und kreativeres Ich und neue Bilder im Kopf (keine Horrornachrichten mehr).
- Sollte Dir Dein Job keinen Spaß machen und Dir täglich den Tag versauen, kündige – Spielzeug: Vielleicht ein eigenes Gym, weil Du Dein Hobby zum Beruf machst und selbstständiger Fitnesstrainer bist.
- Mach den 21 Tage Plan (Ich schicke ihn Dir. Einfach Mail an sebastian@kettlebell-weimar.de, wenn Du ihn möchtest). – Spielzeug: Die Vorfreude auf Dein Spiegelbild in drei Wochen.
- Nach jeder Stunde sitzen, kurz aufstehen, Hüftbeuger dehnen und zehn Wand Kniebeugen ausführen auch wenn Deine Kollegen Dich auslachen. - Spielzeug: Bessere Körperhaltung und weniger Schmerzen. Außerdem lachst Du als Letzter und damit am besten.
- Fahr am Wochenende mit dem Fahrrad durch Weimars Innenstadt. – Spielzeug: Eine neue Kerbe am Fahrrad, weil Du einen „Fan“ erwischt hast (O.k., das hat vielleicht nicht nur gute Folgen für Dich. Aber Hey! Einer weniger).
- Sprich vor einer Gruppe (Fang mit Freunden, Familie und Kollegen an). – Spielzeug: Ein selbstbewusstes Ich. Du wirst selbstsicherer und traust Dir im Alltag mehr zu.
- Miste Deinen Kleiderschrank aus und schmeiße Deine Lieblingsklamotten weg. – Spielzeug: Neue Lieblingsklamotten. Du machst Platz für Neues und außerdem macht loslassen extrem viel Spaß (o.k., beim machen nicht so sehr jedoch danach). ;)
- Sei einen Tag lang absolut ehrlich. – Spielzeug: Mach es einfach, Du wirst positiv überrascht sein.
- Geh alleine ins Kino. – Spielzeug: Ein guter Film der Dir gefällt und besser als im sicheren Kämmerlein zu hocken. Außerdem schaust Du gerade einen Monat lang kein Fernsehen.
- Lächeln (ja, auch das ist für viele außerhalb ihrer Komfortzone). – Spielzeug: Das Lächeln der Anderen. Auch wenn sie es Dir nicht zeigen, sie tun es innerlich. Glaub mir.
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Wer lächelt - zeigt auch Zähne... |
Ja, ich weiß schon. Viele Spielzeuge sind es nur im übertragenen Sinne. Hast Du eine Sache erfolgreich hinter Dich gebracht, kannst Du Dich jedoch gerne noch mit etwas Materiellen belohnen.
Hier noch eine kleine Info. Bevor Du all diese Dinge tust, wirst Du ein komisches Gefühl in der Magengegend bemerken und sehr wahrscheinlich spielen auch Deine Gedanken verrückt. Furcht und Schweißausbrüche sind alles Maßnahmen Deiner Komfortzone, um Dir Dein Vorhaben doch noch auszureden. Da musst Du leider durch. Je größer die Veränderung, umso weiter bist Du entfernt von Deiner Komfortzone. Es macht also Sinn mit kleineren Veränderungen zu beginnen, weil sich Dein Kopf und Körper dann etwas weniger wehren und an die Veränderungen gewöhnen können.
In dem Buch von Stephen R. Covey - Die sieben Wege zur Effektivität, gibt es eine coole Geschichtedie zeigt, dass sich die Mühen lohnen und Licht am Ende des Tunnels ist.
Es geht um die Reise des Raumschiffs Apollo 11. Damit die ersten Menschen auf dem Mond laufen konnten, mussten die Astronauten im wahrsten Sinne des Wortes aus der gewaltigen Schwerkraft der Erde ausbrechen. Dabei haben die ersten Kilometer der Reise mehr Energie verbraucht als die restlichen 400000km. Das Spielzeug? Spazieren gehen auf dem Mond mit Blick zur Erde.
Ist der Anfang erst einmal gemacht, wird es nur noch leichter. Also, raus aus der Komfortzone, dann sind Entbehrungen in Zukunft kein Grund mehr für Dich zu weinen und Du gewinnst dabei mehr als Du je verlieren könntest.